
- Promi als Köder: Billups soll als «Face Card» vermögende Opfer zu manipulierten Poker-Spielen gelockt haben.
- 007-Technologie: Röntgen-Tische, manipulierte Mischmaschinen, spezielle Kontaktlinsen.
- Mafia-Schutz: Gambino-, Genovese- und Bonanno-Familien kassierten mit und trieben Schulden mit Gewalt ein.
Was am Montag im Bundesgericht von Brooklyn ablief, hatte mehr mit einem Mafioso-Prozess zu tun als mit Sport. Über 30 Angeklagte, Anwälte in dunklen Anzügen, Familienangehörige auf überfüllten Bänken und mittendrin: Chauncey Billups, NBA-Champion, Hall-of-Famer und bis vor kurzem Head Coach der Portland Trail Blazers. Sein Plädoyer: nicht schuldig. Die Vorwürfe: massiv.
Von der Trainer- auf die Anklagebank
Bundesstaatsanwälte werfen dem 49-Jährigen vor, Teil eines raffinierten Betrugsnetzwerks gewesen zu sein, das seit 2019 vermögende Pokerspieler um mehr als 7 Millionen USD erleichterte. Als «Face Card» soll er mit seinem Promi-Status ahnungslose Opfer an die Tische gelockt haben.
Die Masche funktionierte bestens. Wer würde nicht gegen eine Basketball-Legende spielen wollen? Gerichtsdokumente enthüllen Nachrichten der Organisatoren, in denen sie schrieben, dass Opfer sich verhielten, als wollten sie Chauncey ihr Geld schenken.
Technologie aus einem Spionage-Thriller
Die Betrugs-Operation selbst war alles andere als primitiv. Staatsanwälte beschreiben ein Arsenal an High-Tech-Gadgets, das selbst James Bond beeindruckt hätte. Manipulierte Kartenmischmaschinen lasen die Karten während des Mischvorgangs und verrieten, welche Blätter ausgeteilt würden. Versteckte Kameras in Chip-Trays spähten die Karten der Spieler aus. Spezielle Kontaktlinsen und Sonnenbrillen machten unsichtbare Markierungen sichtbar. Einige Tische enthielten sogar eingebaute Röntgengeräte.
Die Spiele fanden in Manhattan, Las Vegas, den Hamptons und Miami statt, also überall dort, wo Geld und Glamour zusammenkommen. Ein einzelnes Opfer verlor 2023 in wenigen Sessions in New York 1,8 Millionen USD. Und Billups kassierte mit. Nach einem manipulierten Spiel im Oktober 2020 flossen demnach 50’000 USD auf sein Konto.
Hinter den Kulissen zogen aber andere die Fäden. Die Gambino-, Genovese- und Bonanno-Familien erhielten Zahlungen dafür, die Operation in ihren Territorien zu dulden. Und sie sorgten für «Ordnung»: Spieler, die trotz Manipulation gewannen oder Schulden nicht bezahlten, bekamen Besuch von Leuten, mit denen man sich besser nicht anlegt.
Operation Royal Flush schlägt zu
Das FBI brauchte Jahre für «Operation Royal Flush». Ermittler in 11 Bundesstaaten sammelten ein Terabyte an Beweisen. Am 23. Oktober 2025 klickten dann bei über 30 Verdächtigen gleichzeitig die Handschellen, darunter auch Ex-Cavaliers-Guard Damon Jones und Heat-Guard Terry Rozier, bei letzterem im Kontext eines Insiderwettskandales.
Richter Ramon E. Reyes liess Billups zunächst gegen 5 Millionen USD Kaution frei. Ein Haus der Familie dient als Sicherheit, Ehefrau Piper und Tochter Cydney unterschrieben. Die Auflagen sind hart: kein Reisepass, Reisebeschränkungen, Meldepflicht bei großen Transaktionen. Und: kein Glücksspiel, kein Kontakt zur Mafia.
Die Trail Blazers suspendierten ihren Coach sofort unbezahlt. Assistent Tiago Splitter übernahm interimsweise ein Team, das holprig in die Saison startete.
Der nächste Verhandlungstermin ist im März 2026, der Prozess soll im September beginnen. Staatsanwälte deuten an, dass mehrere Angeklagte bereits über Deals verhandeln. Kein Wunder, denn bei jedem Anklagepunkt drohen 20 Jahre Haft.







