Drastische Steuererhöhung bedroht britische Poker-Szene

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Blick auf London
  • Steuerexplosion: Remote Gaming Duty steigt von 21 % auf 40 %.
  • Rakeback in Gefahr: Pokerräume könnten gezwungen sein, VIP-Programme drastisch zu kürzen oder ganz zu streichen.
  • Schwarzmarkt-Warnung: Branchenexperten befürchten massive Abwanderung zu unregulierten Offshore-Anbietern.

Die britische Poker-Community steht vor einem Schock: Finanzministerin Rachel Reeves hat im Haushaltsentwurf für 2025 dramatische Steuererhöhungen angekündigt, die das Online-Gaming fundamental verändern werden. Ab April 2026 müssen Pokeranbieter ihre Abgaben an den Staat nahezu verdoppeln, mit weitreichenden Folgen für die Spieler.

Budget-Panne enthüllt schlechte Nachrichten vorzeitig

Die Verkündung geriet zur Farce, als das Office for Budget Responsibility den Haushaltsentwurf versehentlich Stunden vor Reeves‘ offizieller Rede im Parlament veröffentlichte. Der «technische Fehler» sorgte für massive Kursverluste bei Glücksspielkonzernen, noch bevor die Ministerin überhaupt am Rednerpult stand. Aktien von Entain stürzten zeitweise um über 7 % ab, Evoke verlor bis zu 14 %.

Als Reeves schließlich vor dem Unterhaus sprach, rechtfertigte sie die Massnahmen mit den «höchsten Schadensniveaus» bei Online-Glücksspiel. Die neue Remote Gaming Duty von 40 % soll bis 2031 jährlich über 1 Milliarde Pfund in die Staatskasse spülen.

Was die Steuerkeule für Pokerspieler bedeutet

Für Online-Pokerräume bedeutet der Sprung von 21 % auf 40 % Steuerlast eine Gewinnreduktion von rund 24 % nach Abgaben. Die Rechnung ist dennoch brutal einfach: Diese Kosten werden an die Spieler weitergegeben, etwa durch höheren effektiven Rake, schlechtere Bonusangebote oder drastische Kürzungen bei Rakeback-Programmen.

Zur Einordnung: Selbst Pennsylvania mit seinen berüchtigten 54 % Steuern auf Online-Slots besteuert Poker nur mit 17 %. Britische Pokeranbieter werden künftig stärker geschröpft als Anbieter in fast allen US-Bundesstaaten.

Der unregulierte Markt als Profiteur

Die eigentliche Gefahr liegt jedoch anderswo. Branchenvertreter warnen einhellig vor einer Massenflucht in den Schwarzmarkt. Selbst das Treasury räumt in seinen Budget-Dokumenten ein, dass Spieler auf unregulierte Anbieter ausweichen werden. Dort locken bessere Konditionen, allerdings ohne Spielerschutz, Steuereinnahmen oder Kontrolle. 

Jordan Lea von Deal Me Out sieht einen «definierenden Moment für britisches Glücksspiel» und prophezeit «massive Kundenabwanderung». Die Ironie: Eine Maßnahme, die laut Reeves Spieler vor Schaden schützen soll, könnte sie direkt in die Arme dubioser Offshore-Betreiber treiben.

Interessanterweise bleiben traditionelle Glücksspielformen weitgehend verschont: Bingo-Hallen werden ab April 2026 steuerfrei gestellt, landbasierte Casinos und Pferderennen erfahren keine Erhöhungen. Die Regierung argumentiert mit dem «kulturellen Beitrag» dieser Bereiche.

Countdown läuft

Bis zur Umsetzung im April 2026 bleiben Pokeranbietern noch einige Monate, um Anpassungen vorzunehmen. Die Sportwetten-Steuer steigt gar erst 2027 von 15 % auf 25 %, ebenfalls mit Ausnahme für Pferderennen. Doch für die Poker-Szene tickt die Uhr bereits.

Ob Reeves‘ Rechnung aufgeht, ist mehr als fraglich. Experten bezweifeln, dass die Massnahme tatsächlich zum Spielerschutz beiträgt. Stattdessen droht eine Win-Lose-Situation: Der Staat kassiert kurzfristig mehr, während Spieler, Anbieter und letztlich auch die Steuereinnahmen langfristig leiden, wenn der regulierte Markt schrumpft und illegale Angebote boomen.

Für britische Grinder beginnt jetzt eine unangenehme Wartephase. Bis April werden die grossen Pokerräume ihre Konditionen anpassen. Wer weiterhin profitable Sessions spielen will, sollte seine Strategie überdenken oder nach Alternativen Ausschau halten.

Einen entgegengesetzten Weg geht übrigens Estland. Dort sollen die Steuern auf Online-Glücksspiel schrittweise reduziert werden.

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