Poker in Graubünden: Eine Szene im Umbruch

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Schweiz Bergpanorama
  • Casino St. Moritz dauerhaft geschlossen: Das höchstgelegene Casino der Schweiz stellte im April 2025 nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten den Betrieb ein.
  • Casino Davos kehrt im Dezember zurück: Nach Standortwechsel zum Arkadenplatz plant die HCD Poker Lounge die Wiedereröffnung mit Cash Games bis 20/20 CHF und PokerStars-Kooperation.
  • HSOP Zizers als regionale Poker-Heimat: Der Club in Zizers bietet wöchentliche Turniere mit CHF 75-200 Buy-ins und ist aktuell die einzige konstante Live-Poker-Adresse im Kanton.

Die Poker-Landschaft in Graubünden steht 2025 vor einem Wendepunkt: Das Casino St. Moritz hat im April 2025 nach jahrzehntelangem Betrieb dauerhaft geschlossen, während das Casino Davos nach einem Standortwechsel im Dezember 2025 wiedereröffnen soll. 

Damit konzentriert sich Live-Poker in der Region aktuell auf kleine Club-Turniere in Zizers. Für ambitionierte Spieler führt der Weg zu grösseren Events ins nahegelegene Liechtenstein oder in andere Schweizer Städte.

Das Ende einer Ära in St. Moritz

Das Grand Casino St. Moritz, einst das höchstgelegene Casino der Schweiz auf 1.850 Metern, stellte am 30. April 2025 seinen Betrieb ein. Der Hauptgesellschafter Casinos Austria International (CAI) zog die Finanzierung zurück, nachdem die wirtschaftlichen Anforderungen nicht mehr erfüllt werden konnten. Die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) entzog daraufhin die Konzession. Die Casino St. Moritz AG befindet sich seither in Liquidation, 31 Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsplätze.

Das Poker-Angebot war bereits vor der Schliessung eingeschränkt: Angeboten wurde primär Ultimate Texas Hold’em. Klassisches Texas Hold’em gegen andere Spieler fand nur sporadisch statt.

Casino Davos: Wiedereröffnung im Dezember 2025

Das Casino Davos durchläuft derzeit einen Standortwechsel vom Hotel Europe zum Arkadenplatz in Davos. Seit dem 31. März 2025 ist das physische Casino geschlossen, die Wiedereröffnung ist für Dezember 2025 geplant. Während der Schliessung bleibt das Online-Angebot über Casino777.ch und PokerStars.ch vollständig verfügbar.

HSOP Zizers: Das Herz der Graubündner Club-Szene

Der eigentliche Dreh- und Angelpunkt für regelmässiges Live-Poker in Graubünden ist die HSOP (Helvetic Series of Poker) in Zizers, etwa 15 km nördlich von Chur. Der Club verfügt über eine kantonale Bewilligung und bietet Platz für 54 Spieler an 4–6 Tischen.

Wöchentliche Turniere 2025:

TagBuy-inFormatGarantieStart
DienstagCHF 75+25 / 95+25Re-Entry NLHCHF 1’350–1’50019:00
FreitagCHF 120+30 / 150+30Freezeout NLHCHF 2’000–2’50019:00
SamstagCHF 120+30Freezeout NLHCHF 1’80018:00

Das Zizers Spezial (samstags, 15:00 Uhr) mit CHF 150+30 Buy-in und 55.000 Startchips generiert Preispools von CHF 8.000-9.000. Das Flagship-Event HSOP Open mit CHF 200+50 Buy-in erreicht bis zu CHF 20.000 Preisgeld und zieht gelegentlich prominente Gäste wie den deutschen High-Stakes-Spieler Fedor Holz an.

Das Jahresfinale am 26. Dezember 2025 ist ein Gratis-Turnier für die 27 bestplatzierten Spieler der Jahreswertung. Ein zweiter Club mit kantonaler Bewilligung, The Rivers Club, ergänzt das lokale Angebot.

Saisonale Unterschiede und Spielertypen

Die Poker-Szene in Graubünden ist stark vom Tourismus geprägt. Das Casino Davos verzeichnete traditionell während der Wintersaison (Dezember bis April) und besonders rund um das World Economic Forum (2025: 20.-24. Januar) erhöhte Besucherzahlen.

In St. Moritz zog das exklusive Ambiente des Kempinski-Hotels und später des Standorts im Dorf eine internationale High-Society-Klientel an. Die tatsächliche Poker-Aktivität war jedoch bescheiden: Tischspiele fanden in der Wintersaison oft gar nicht statt. Die Spielerschaft bestand vorwiegend aus wohlhabenden Gästen, die Poker als Unterhaltung, nicht als ernsthaften Sport betrachteten.

Bei der HSOP in Zizers dominiert eine lokale Community aus regelmässigen Spielern aus der Deutschschweiz, ergänzt durch Besucher aus dem nahegelegenen Liechtenstein und Vorarlberg. Die Atmosphäre ist deutlich weniger glamourös, aber spielerisch substanzieller.

Graubünden im Vergleich zu anderen Schweizer Poker-Regionen

Graubünden kann mit den grossen Poker-Zentren nicht mithalten: Die Swiss Poker Series (SPS) macht keine Stops in der Region, die Swiss Poker Championship findet in Zürich statt. Für Turniere mit sechsstelligen Garantien müssen Graubündner Spieler ins Grand Casino Liechtenstein (25 km von Chur) reisen, das mit der GCPS Million (CHF 1.000.000 GTD) und regelmässigen Serien das mit Abstand grösste Poker-Angebot in Reichweite bietet.

Die Poker-Szene in Graubünden wurde durch mehrere Faktoren geprägt:

Das Bundesgerichtsurteil 2010 klassifizierte Poker als Glücksspiel, wodurch Turniere ausserhalb konzessionierter Casinos verboten wurden. Das Geldspielgesetz 2019 brachte noch strengere Regulierung: PokerStars und 888Poker verliessen die Schweiz zunächst, über 2.000 ausländische Websites wurden seither gesperrt.

Für kleine Pokerturniere mit kantonaler Bewilligung gelten enge Grenzen: maximal CHF 200 Startgeld pro Spieler, CHF 300 pro Tag und CHF 20.000 Gesamteinsätze. Diese Limits ermöglichen Club-Poker wie bei der HSOP, aber keine grösseren Events.

Die wirtschaftliche Realität ist hart: starke saisonale Schwankungen, hohe Betriebskosten und Abgaben von 40-80 % machten etwa den Betrieb in St. Moritz unrentabel.

High-Stakes-Events oder internationale Turnierserien sind für die Region deshalb auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Dafür bleibt das Poker in Graubünden authentisch, zugänglich und fest in der lokalen Spielergemeinschaft verankert.

Wer mehr über Poker in anderen Kantonen erfahren will, kann etwa unseren Artikel über den Tessin lesen.

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