Kang hat unrecht – Vollmar sowieso – Ich fühle mich so einsam

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Zitiere, lasse zitieren und frage niemals warum. Wer nachbohrt ist blamiert und wer es besser weiß hat es doppelt schwer. Der schweigende Philosoph wurde noch nicht erfunden und die Horberger mögen zwar den falschen Termin gewählt haben, geschossen haben sie aber mir reiner Kanone und ebensolchem Herzen.

Wenn Kang gerade niemandem das Wort abschneidet, weil er selber spricht und unseren Berufsstand zumindest „teilweise“ als eine „Ansammlung von gescheiterten Journalisten aus anderen Bereichen“ tituliert, sind im Lacher und Applaus gewiss. Aber frei nach Fassbinder, nicht der Pokerjournalist ist schlecht, sondern die Situation in der er arbeitet.

Mögen die Texte und Artikel für den werten Leser auch appetitlich, täglich und frei ins Netz gestellt werden, das Leben an sich bleibt spannend und vor allen Dingen kostspielig. Mir hat die Innung der Pokerjournalisten bisher keinen Ausweis geschickt mit Bezugsberechtigung für einfach alles. Meine Leser lesen gratis und ich bezahle mit echtem Geld. Das kann nicht lange gut gehen und gäbe es da nicht die Online-Anbieter müsste ich wieder Panflöte blasen in den Fußgängerzonen dieser Welt.

Wenn Kollege Vollmar in einem Seitenhieb auf Ben Kang erwähnt, dass man sich sein Buy-ins auch selbst bezahlen kann, ist das selbstverständlich mehr als nur ein wenig polemisch. Nur die Sache mit dem Glashaus stimmt und wer ohne böse Pointen im Text auskommt werfe den ersten Stein. – Es ist richtig, Pokerstars investiert Geld in Ben Kang und damit ist evident, dass man es auch ohne gutes Aussehen und ohne gute Manieren weit bringen kann. Und andererseits wird es wohl es ein Kangschens Lebenswerk geben für das es sich zu löhnen lohnt, weil einem ja bekanntlich nichts geschenkt wird.

Zum Schluss meiner kleinen Polemik noch eine Bemerkung zum Zitatenschatz von Rainer Vollmar. Der Philosoph Boethius ist all-in, tot und kann sich nicht wehren. „Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben“ perlt geschmeidig aus der Tastatur, nur den Zusammenhang versteht nicht mal Christoph Daum (und ich schon gar nicht). Ob Kang recht hat, ist noch nicht geklärt. Dass Kang kein Philosoph, sondern ein Feigling gewesen wäre hätte er geschwiegen, ist hingegen schon jetzt zweifelsfrei bewiesen.

Wenn Frau Google nicht lügt, hat Herr Hebbel folgendes gesagt: „Jedenfalls ist es besser ein eckiges Etwas zu sein, als ein rundes Nichts.“ Ben Kang ist der eckigste Mensch den ich kenne. Ein Gesicht wie mit dem Geodreieck gezogen, einen Körper wie ein IKEA-Kasten aus dem Abverkauf und mehr als eckige Umgangsformen. Hebbel ist zwar auch sehr tot, irrt aber ungleich seltener als Kollege Boethius.

Rainer Vollmar ein rundes Nichts zu heißen, könnte ich mir wiederum auch nicht leisten. Geben wir ihm doch einfach eine zweite Chance. Quasi ein intellektuelles Rebuy. Das Turnier um die Wahrheit zur MEC 2009 ist noch nicht vorbei und hoffen wir, dass PokerOlymp und sein Team die Strategie wechselt. Statt „loose-passiv“ vielleicht zumindest ansatzweise „tight-agressive“. Das wäre gut für Poker in Deutschland und das wäre gut für den Pokerjournalismus in Deutschland. – In diesem Sinne wünsche ich frohes Schaffen.

° Boethius – Philosoph und Politiker (475 – 525 n.Chr.)
° Friedrich Hebbel – Dramatiker und Lyriker (1813 -1863)
° Christoph Daum – Philosoph und Fußballtrainer (Geb. 1953)


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