Nebelkerzen und todsichere Tipps

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Der Alltag in einer Redaktion ist herrlich. Er ist reich an Abwechslung, an Diskussionen und Streit. Ja, es wird gestritten. Schon am frühen Morgen und selbst in der Nacht. Das hat etwas mit Leidenschaft zu tun, vielleicht mit Eitelkeiten. Auf jeden Fall mit Herzblut. Welche Story kommt wann? Passt das Foto? Und: Was machen wir bloß? Tja, diese Frage, die stellt sich Tag für Tag. Die Rettung naht – René Schnitzler. Der Rechner ist angeschmissen und der erste Kaffee konsumiert, da flattert die Meldung auf den Tisch: Der Ex-Fußballprofi ist in einen Wettskandal verstrickt. Medien mit Rang und Namen, sie stürzen sich auf Schnitzler. 100.000 Euro Bestechungsgeld hat er kassiert, um fünf Spiele zu manipulieren. Sein Motiv: Spielschulden und Spielsucht.

Ausgepackt hat er, beim STERN sogar – und alles erzählt. Naja, fast alles, sonst wären wir ohne Beschäftigung. Da wird bei ner Spielbank nachgefragt, bei ner Behörde und bei einem Fußballverein. Oh, Überraschung: Keiner weiß was. Ja, ja, die Vergesslichkeit ist zügellos. René Schnitzler ist ein heißes Eisen, mit dem niemand in Verbindung gebracht werden will. Und da bekommt die Nummer Eigendynamik. Wer glaubt, dass der Kicker quasi im Verborgenen im Sumpf versank, der muss Tomaten auf den Augen haben. Da hockt der Schnitzler Tag für Tag in irgendeinem Casino, verbrennt Kohle ohne Ende beim Black Jack und Roulette, und niemand bekommt mit, dass er sich um Kopf und Kragen zockt. Alles klar …

Plötzlich wird es schmutzig. Da kommt nämlich einer, der erzählt, dass Schnitzler gar nicht Schnitzler ist – oder besser war. Ups … Schnitzler nicht Schnitzler?! Nö, Ludwig. Was? Ja, Ludwig. Einfach den Perso von einem anderen genommen, ins Casino spaziert und gezockt. Der war doch angeblich gesperrt?! Und? Er hat trotzdem gespielt! Das ist doch ne geile Nummer. Wieder ist kaum etwas aufgefallen. Außer, dass wir René Schnitzler auf einem Video haben. Na gut, fragen wir mal bei den Spielbanken nach, was da war – erfolglos fragen wir natürlich.

Schnitzler ist ein heißes Eisen. Ein lustiges Spielchen ist das. Denn noch bevor ein Hörer abgehoben oder eine E-Mail beantwortet wurde, steht das Ergebnis fest: Kein Kommentar, kein Kommentar, kein Kommentar. Darauf muss man Wetten abgeben, nicht auf Fußballspiele. Verwunderlich, dass noch keiner mit dem Datenschutz gekommen ist. Diesen Einlauf hab ich dreimal getippt. Kam leider nicht. Dagegen trifft meine Standardwette immer todsicher. Kein Kommentar? Stimmt, kein Kommentar. So ein Verhalten hat Methode – man muss den Gegner (das sind wir und die unbequemen Fragen die wir stellen) ins Leere laufen lassen. Irgendwann hören die schon auf, wird man sich vielleicht denken. Eine Wette sollte man darauf aber nicht abschließen. Spart die Kohle – wir machen weiter und rufen wieder an.

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