Thomas Kremser im Exklusivinterview für Hochgepokert.com

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Ich mag Thomas Kremser. Das weiß man, dazu stehe ich und immer öfters habe ich das Gefühl, wir sind sogar Freunde. Nur Job ist Job. Wenn es darum geht die Fragen zu stellen, die zu stellen sind kenne ich keine Gnade. Das bin ich schon alleine den treuen Leser von Hochgepokert.com schuldig. Wir haben uns heute zum Interview getroffen und es wurde nicht gefilmt. Die Gründe dafür wird Thomas Kremser selbst erläutern. Kein Thema wurde ausgelassen und zweimal haben wir sogar fast gestritten. – Wie auch immer, wir wünschen unseren Lesern viel Vergnügen mit dem folgenden Exklusivinterview.

Götz Schrage: „Hallo Thomas. Ich sitz da jetzt gekämmt und gewaschen mit frisch gebügeltem Pokerstars-Hemd. Bereit für das von dir zugesagt Videointerview. Und jetzt ist auf deinen Wunsch kein Lennart da – der weltbeste Kameramann der Welt –  und stattdessen liegt vor mir ein langweiliges Diktiergerät und zwei gestohlene Kugelschreiber – Warum hast du deine Meinung geändert?“

Thomas Kremser: „Ich denke, dass ein schriftliches Statement einfach der bessere Weg ist Klarheit zu schaffen. Jeder Hochgepokert.com Leser soll sein eigenes Tempo bestimmen und auch die Fragen auswählen, die ihn interessieren. Mir ist das sehr wichtig und ich hoffe auf dein Verständnis und abgesehen davon, einen Thomas Kremser sieht man ohnedies oft genug im Fernsehen.“

Götz Schrage: „Akzeptiert, aber du weißt schon was man über Menschen sagt, die von sich in dritter Person reden?“

Thomas Kremser: „Und zwar?“

Götz Schrage: „Ein Götz Schrage weiß das auch nicht mehr, aber Götz Schrage weiß noch, es war nichts Gutes!“

Thomas Kremser (lacht): „Na gut, ich werde mich bemühen.“

Schrage: „Ist schon OK. Das gibt mir die Gelegenheit für eine Frage. Die aktuellen Anwürfe, die sich ja bei näherer Prüfung als recht haltlos herausstellen, treffen die jetzt die Firmenmarke Thomas Kremser, oder den privaten Menschen?“

Kremser: „Die gehen überhaupt ins Leere und deswegen säße ich auch ganz sicher nicht mit dir zusammen. Ich mache mir da in keinster Weise Sorgen, sondern ich denke mir, dass aufgrund der Ereignisse um meine Person in den letzten Monaten eine Meinung entstanden ist, die einfach nicht der Wahrheit entspricht. Ich erwarte mir von diesem Gespräch, dass es mir die Möglichkeit gibt so manches Missverständnis aufzuklären und auch wahre Hintergründe zu manchen Themen zu geben.“

Schrage: „Nur zu, ich lausche. Fangen wir doch gleich einmal mit jener mysteriösen englischsprachigen Seite an, die irgendwo aus dem Nichts kommt und versteckt hinter anonymen angeblichen Zeugen in den Raum stellt bei den Auszahlungsstrukturen der EPT wäre nicht alles mit rechten Dingen zugegangen und so weiter.“

Kremser: „Zu dieser völlig unbekannten und sich ebenfalls von der Betreiberseite in der Anonymität versteckenden Seite, möchte ich keine weitere Stellung nehmen. Das ist so absurd und haltlos und dazu gibt es auch keine von mir zitierten „wahren Hintergründe“.

Schrage: „Da bin ich gar nicht so anderer Meinung was die Wertigkeit dieser Seite betrifft. Nur Pokerstrategy muss man schon ernst nehmen. Die sind sonst nicht so leichtfertig, wenn sie auf ihrer Newsübersicht verlinken. Hast du irgendeine Erklärung dafür, wer dir da Böses will und wer auch den entsprechenden Einfluss hat renommierte Medien dafür vor seinen Karren zu spannen?“

Kremser: „Ich erachte es als absolut unredlich wenn eine namhafte Seite Gerüchte, ohne zu recherchieren, 1:1 übernimmt. Einfach skandalös und extrem unseriös.“

Schrage: „Na gut dann schwenken wir zu einer renommierten Seite. Kommen wir zu deiner Homepage- Ich zitiere aus dem Menüpunkt „Philosophie“:  …. TK seht für die perfekte Organisation und die kompromisslose Hingabe die Integrität des Spieles zu gewährleisten.“ – Wann hast du angefangen Kompromisse zu machen und hast du deine Kompromisse eigentlich gezählt und durchnummeriert?“

Kremser. „Stop! Wenn es um die Integrität des Spielablaufs ging habe ich niemals auch nur einen Kompromiss gemacht, ich versteh da keinen Spaß!“

Schrage: „Das glaube ich dir sogar, aber da steht auch etwas von „perfekter Organisation“ und wenn bei einem Turnier in Madrid bei einem Sideevent mehr Chips am Finaltisch stehen als da stehen sollten, dann war das kein „Grand Final“, sondern ein „Grand Problem“ und nebenbei weit weg von „perfekter Organisation.“

Kremser: „Dann werde ich einmal die Fakten auf den Tisch legen. Tatsache ist, es war ein Sideevent der EPT Madrid. Tag 2 Finaltisch, vier Spieler noch übrig und es wird über einen Deal verhandelt und dazu werden die Jetons gezählt. Dabei stellt man fest, es sind mehr Jetons im Spiel, als eigentlich aufgrund des Prizepools sein sollten. Das ist Fakt. Das wird vom diensthabenden Floorman aufgenommen. Am nächsten Tag wird Pokerstars informiert und es wird alles in Bewegung gesetzt um rauszufinden was passiert ist und auch mein Team hat mitgeholfen die Sachlage zu klären. Es wurde eine Inventur der Jetons gemacht, es wurden Spielerlisten ausgedruckt und ein gewaltiger Rechercheaufwand wurde in Bewegung gesetzt. – Tatsache war, wir konnten den Fehler nicht finden.“

Schrage: „Was habt ihr für eine Lösung gefunden?“

Kremser: „Wir haben uns alle zusammengesetzt. Es gab eine Art „Emergency Meeting“ mit Vertretern der EPT, Pokerstars und ich war selbstverständlich auch dabei. Wir haben uns noch Videobänder angesehen und haben aber den Fehler nicht gefunden. Wir haben uns gemeinsam entschlossen Im Zweifelsfall den Betrag, der den überzähligen Jetons entspricht dem Prizepool zuzuschießen, damit kein Spieler geschädigt wird. Das war eine von Pokerstars, EPT und mir gemeinsam beschlossene und von den Spielern akzeptiere Lösung.“

Schrage: „Vielleicht wurden einfach die Ghostplayer nicht weggepackt?“

Kremser: „Götz glaube mir, es wurde in alle Richtungen recherchiert und es geht auch nicht um die Größenordnung, es geht genau wie von dir vorhin zu recht angesprochen, um die Kompromisslosigkeit, wenn es um die Integrität des Spielablaufs geht. Deswegen haben wir diesen Vorfall sehr ernst genommen und haben auch entsprechend um Aufklärung bemüht.“ In etwa 250-300 Turnieren in dem Zeitraum von 7 Jahren EPT für die ich mit meinem Team verantwortlich war ist noch nie etwas vorgekommen und deswegen ärgert es mich auch so sehr.“

Schrage: „War das einer der Gründe, warum du und die EPT getrennte Wege gegangen seid?“

Kremser; „Ganz und gar nicht. Das stand zu dem Zeitpunkt schon fest und war bereits intern kommuniziert.“

Schrage; „Das mit der internen Kommunikation glaube ich dir und das hast du sicher auch gut gemacht. Die externe Kommunikation zu deiner Trennung von der EPT allerdings war für einen Medienmenschen ein glattes Nichtgenügend. Nicht böse sein Thomas, da organisierst du die geilsten aller Pokerturniere für die EPT, verdienst dabei Geld plus Ruhm und Anerkennung und dann kommt eine dürre Stellungnahme auf Pokerfirma, du würdest dich jetzt auf die neuen Herausforderungen in Cheb und Malta freuen. – Für wie unintelligent hältst du uns Pokerjournalisten? Und besonders kränkt mich, für wie dumm hältst du die Hochgepokert.com-Redaktion?“

Kremser: Diejenigen Pokerjournalisten die einen dubiosen Bericht ohne zu recherchieren übernehmen halte ich für unintelligent, du gehörst nicht dazu! „Glaube es oder nicht aber nach 5 Jahren Casino Austria, 10 Jahren Concord Card Casino und 7 Jahren EPT suche ich wieder nach neuen Herausforderungen. Ich gehöre nicht zu den Menschen die bis zur Pension in ein und derselben Firma arbeiten. Ich habe noch andere Klienten als PokerStars die ich weiterhin gerne und wie immer professionell betreuen werde. Das ich jedoch darauf alleine meine Zukunft nicht aufbaue, kann sich wohl jeder denken.“

Schrage: „Dann nutz doch die Gelegenheit jetzt und sag uns die wahren Hintergründe.“

Kremser: „Glaub mir wenn ich dir jetzt erzähle, dass ich einfach neugierig war auf neue Herausforderungen und die habe ich jetzt auch gefunden. Ich hoffe auf dein Verständnis dass ich dazu jetzt noch nichts sagen kann.“

Schrage: „Lieber Thomas. Tut mir leid. Mein Verständnis hast du da keinesfalls. Zum Weggang von der EPT willst du wenig sagen und zur die Zukunft – sorry meine Ausdrucksweise – taktierst du sehr diplomatisch mit neuen Projekten zu denen du nichts sagen kannst und ich soll dafür auch noch Verständnis haben! Ich bin Journalist und nicht dritter Empfangschef von links bei Guido Westerwelle.“

Kremser: „Götz ich kenne dich, kein Problem.“

Schrage: „Danke.“

Kremser: „Zur EPT? Ich habe diese Tour mit aufgebaut. Ich habe mein Herzblut und meinen Schweiß zu 100% investiert, damit die EPT das ist was sie heute ist. Zusätzlich habe ich eines der besten Teams aufgebaut auf das ich sehr stolz bin. Aktuell ist die EPT ein Selbstläufer und braucht keine weitere Unterstützung von mir.“

Schrage: „Ich bin beeindruckt. Das sind ja durchaus menschliche Regungen. Jetzt verrate uns doch noch, warum dann gerade jetzt? Gab es da ein auslösendes Moment? – Und wenn du jetzt was von der Suche nach neuen Herausforderungen sagst, stehe ich auf, zahle meine acht Kaffee und gehe.“

Kremser: „Natürlich hat alles seine Geschichte. Fünf Jahre lang habe ich Schulter an Schulter zusammen mit John Duthie mit viel Freude die EPT aufgebaut. Vor zwei Jahren gab es eine Änderung im Management und John wurde mehr in den Hintergrund gedrängt und das neue Management hat übernommen. Das hat die Zusammenarbeit deutlich erschwert. Es gab auf der Seite der EPT einen neuen Verantwortlichen und die Chemie zwischen ihm und mir hat nicht gestimmt. Mir ist klar, dass jeder große Konzern danach trachten muss Geld zu sparen und deswegen wurde vor einiger Zeit das ehrenhafte Angebot gemacht von Pokerstars angestellt zu werden und damit exklusiv zu arbeiten. Mir war meine Unabhängigkeit aber enorm wichtig und ich habe deswegen abgelehnt.“

Schrage: „Und warum hast du dann nicht nach den fünf Jahren zusammen mit deinem Kollegen Duthie aufgehört?“

Kremser: „Es gab noch einen Vertrag für weitere zwei Jahre und dieser Vertrag ist eben erst nach der vergangenen Season 7 abgelaufen. Eine Basis für eine weitere Zusammenarbeit war durch verschiedene Ereignisse nicht wirklich gegeben.“

Schrage: „Ein Beispiel bitte für „verschiedene Ereignisse“. – wenn ich schon mal einen Kremser im Klartextmodus habe.“

Kremser: „Nachdem ich das Angestelltenverhältnis abgelehnt habe, musste ich feststellen, dass Pokerstars eine eigene Unterfirma mit Namen GPTL bildet, die dieselben Dienstleistungen anbietet wie TK Poker Events. Somit ein Mitbewerber, jedoch ohne KnowHow.“

Schrage: „Willkommen im Kapitalismus. Warum soll Pokerstars das nicht tun? Ist doch logisch, wenn sich ein Weltkonzern um Unabhängigkeit bemüht?“.

Kremser: „Vielleicht eher „absolute Kontrolle“, aber mir war dann klar, dass auch Pokerstars nicht mehr mit mir über die Vertragsdauer hinaus plant. Der Auslöser und der Schritt nach vorne Pokerstars und die EPT zu verlassen war, dass man hinter meinem Rücken Leute aus meinem Senior Management abgeworben hat um sie bei der GPTL anzustellen.“

Schrage: „OK, Thomas ich glaube, dass das suboptimal war, aber irgendwie für mich auch verständliches Handeln von Pokerstars. Du hast dich zwar nobel zurückgehalten mit Namen, aber scheinbar hat da irgendwo irgendwas nicht gepasst.“

Kremser: „So ist es, aber …..“

Schrage: „Sorry, dass ich da unterbreche, aber es hat sich doch etwas geändert. Full Tilt und seine dummen und verbrecherischen Eigner haben doch die großartige Aufbauarbeit zumindest in Gefahr gebracht. Dass ich da meinen Traumjob bei Hochgepokert.com habe – und das meine ich wirklich ernst – hat doch mit der Aufbauarbeit im europäischen Raum zu tun. Zwei ganz wichtige Kräfte dabei sind einfach Pokerstars, und bist auch du mit deiner Firma. – Jetzt sollten sich die guten Kräfte doch sammeln und an einem Strang ziehen. Ist da die Tür auf alle Zeit zu und alles Pokerporzellan zerschlagen zwischen euch?“

Kremser: „Ich bin überzeugt, dass die Kombination von Pokerstars als Onlineseite und TK Poker Events als offline Turniermanagement Anbieter die beste Kombination war um auf dem internationalen Markt Turniere zu veranstalten. Der Erfolg gibt uns recht. In Zukunft werden die Dinge vielleicht anders aussehen. Man wird sehen was passiert. Ich wünsche der EPT und Pokerstars für die Zukunft alles Gute.“

Schrage: „Und keine Tür ist für immer zu?“.

Kremser: „Wir sind im Guten auseinander gegangen und wenn du so willst, keine Tür ist für immer zu.“

Schrage: „Ich danke für das Gespräch.“

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