Niki Jedlicka im Exklusivinterview zur Trojaner-Affäre: „Maximilian A. hat andere Spieler zertrümmert“.

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Niki Jedlicka spricht erstmals über seinen persönlichen finanziellen Schaden in der „Trojaner-Affäre.“Erläutert seine Beziehung zum Beschuldigten Maximilian A. Erklärt die genaueren Umstände des später widerrufenen „Hotelzimmer-Geständnisses“. Beschreibt aus seiner Sicht die Arbeit der ermittelnden Behörden. Zusätzlich gibt es Einblicke in die Psyche des vermeintlichen Täters und Niki Jedlicka verrät uns schockierende Details zu anderen  Geschädigten, deren Bankroll offenbar bis auf den letzten Cent zertrümmert wurden. – Das alles und noch viel mehr im exklusiven Hochgepokert.com Interview mit Götz Schrage.

Götz Schrage:  „Niki, was ist los? Wir verabreden uns um 12.00 zum Lunch und jetzt um 17.00 Uhr zum Abendessen. Was bist du für ein Pokerspieler? Menschen vom Land und Häftlinge haben so sonderbar verfrühte Essenszeiten.“

Niki Jedlicka: „Ich sehe mich nicht so sehr als Pokerspieler. Ich stehe meist mit meiner Freundin um 8.00 Uhr in der Früh auf.“

Götz Schrage: „Ich sehe dich im Moment auch nicht so sehr als Pokerspieler. Eher als Betrugsopfer und Gewalttäter.“

Niki Jedlicka (lacht):  „Gewalttäter, wieso das?“

G.S: „Na ja die Sache mit dem Trojaner ist ja allseits bekannt und der Schaden hört man muss ja recht hoch sein – Soweit bist du Betrugsopfer. Andererseits hört man, dass Maximilan A. Anzeige erstattet hat weil ihr ihn in seinem Hotelzimmer zu einem falschen Geständnis gezwungen hättet.“

Niki Jedlicka: „Das stimmt so nicht. Da müsste gegebenenfalls der Staatsanwalt von sich selber tätig werden. Es handelt sich ja für den Fall nicht um zivilrechtliche, sondern strafrechtliche Tatbestände.“

G.S.: „Wie man hört steht der Vorwurf Kidnapping, Nötigung und Freiheitsberaubung im Raum. Respektabel! Diese Vorstrafen hätte ich auch gerne auf meiner Karte.“

Niki Jedlicka: „Nur das mit dem Vorwurf der Nötigung hat einen Wahrheitsgehalt. Kidnapping wird mir nicht angelastet.“

G.S.: „Ok, also wie war das jetzt? Du und ein anderer Spieler marschieren also in das Hotelzimmer von Maximilian A. und zwingt ihn zu einem Geständnis? Wie muss man sich das vorstellen?“

Niki Jedlicka: „Wir waren zu viert, aber zu den Namen der anderen möchte ich nichts sagen und nichts kommentieren. Und all zu viel kann ich nicht erzählen, weil im Moment mit Hochdruck von der rechtlichen Seite an dem Fall gearbeitet wird.“

G.S.: „Schon klar, aber wie kommt man nur auf so eine Chuck Norris-Idee da rein zu stürmen? Ist doch nicht wirklich typisch für dich.“

Niki Jedlicka: „Wir hatten das auch niemals so geplant. Es musste aus der Situation heraus einfach so sein.“

G.S.: „Na ja, immerhin hast du und dein Rollkommando jetzt die historischen Verdienste Maximilian A. gestoppt zu haben in seinem betrügerischen Handeln.“

Niki Jedlicka: „Wir haben eher die historische Arschkarte in der Sache. Den Verdacht gab es ja schon länger. Wir waren nur zum raschen Handeln gezwungen, weil ein dummer ebenfalls geschädigter Pokerspieler nicht warten wollte und Maximilian A. am Telefon mit den Vorwürfen konfrontiert hatte.“

G.S.: „Verstehe, was war denn der eigentliche Plan?“

Niki Jedlicka: „Wir wollten wie brave Staatsbürger zusammen mit der Polizei vor seiner Londoner Wohnung stehen. Den Überraschungsmoment nutzen und hoffen, dass die britische Staatsanwaltschaft alles an technischen Geräten und Beweisen vor Ort beschlagnahmen kann. – Dadurch, dass uns ein emotional verständlich wütender Geschädigter diesen Überraschungsmoment genommen hat, waren wir zum handeln gezwungen aus unserer Sicht.“

G.S.: „Ok und ihr tretet also die Tür vom Hotelzimmer ein…“

Niki Jedlicka: (unterbricht mich) „Wir haben einfach angeklopft. Maximilian hat nach einiger Zeit geöffnet und gemeint, er habe gerade geschlafen. Das war alles ganz zivilisiert. Wir haben ganz normal gesprochen und ihn mit den erdrückenden Beweisen konfrontiert. Wir musste ihm auch keine Angst machen oder so. Wir haben einfach unsere recherchierten Fakten auf den Tisch gelegt.“

G.S.: „Und dann?“

Niki Jedlicka: „Dann haben wir ihn ermutigt, jetzt auch aus seiner Sicht Schadensbegrenzung zu betreiben. Mit einem Geständnis und Schadenswiedergutmachung aus der Sache so gut es geht, rauszukommen. Deswegen sind wir gemeinsam zur Stadtpolizei gegangen.“

G.S.: „Und dort hat sich Maximilan A. dann umentschlossen und stattdessen euch vier wegen Nötigung angezeigt. Vielleicht hatte er ja wirklich Angst vor euch? Vier wütende  Jungs im Hotelzimmer.“

Niki Jedlicka: „Dort waren bewaffnete Polizisten, da hatte er ganz sicher keine Angst vor uns  – und hat er auch vorher zu keiner Zeit haben müssen – Maximilian A. ist auch auf der Stadtpolizei noch weiter vier Stunden bei seiner Story geblieben. Hätte er mit uns alleine irgendwas aus Angst zugegeben, spätestens auf der Polizei hätte er ja unmittelbar umschwenken könne. Aber wie erwähnt, mehr als vier Stunden blieb er bei seinem Geständnis.“

G.S.: „Wo war dann der Bruch und wieso habt ihr als Geschädigte so lange auf der Polizei bleiben müssen?“

Niki Jedlicka: „Nun es hat einmal eine ganze Weile gedauert, bis sich um die Uhrzeit ein „computer-afiner“ Polizist gefunden hatte. Ich glaube die sind aus Wien extra nach Baden gekommen. Abgesehen davon, ich fürchte Maximilian hat seine Strategie geändert, als ihn der eine Polizist mit der strafrechtlichen Schwere des Deliktes konfrontiert hat. Es fiel einmal der Satz: „Zehn Jahre Strafrahmen“. Ich kann sogar irgendwie verstehen, dass Maximilian dann doch lieber „gambelt“ und die Tat bestreitet solange er kann.“

G.S.: „Du bist überhaupt so heiter und sprichst über den Täter ohne Hass, ja fast ohne Groll. War der Schaden denn doch geringer, als in den Medien kolportiert, oder wieso diese Milde?“

Niki Jedlicka: „Ganz im Gegenteil. Der Schaden war für meine Person deutlich höher. Ich habe zirka $350 000 verloren. In weniger als zwei Stunde Gesamtspielzeit, verteilt auf drei oder vier Sitzungen. Das war schon recht krass.“

G.S: „Aber kein Gefühl des Hasses? Kein Wunsch nach Rache?“

Niki Jedlicka: „Nein. Ich hasse Maximilian A. nicht. Ich kannte ihn ja schon einige Zeit. Ich war zwar nicht gut mit ihm befreundet, aber ich mochte ihn. Man darf ja nicht vergessen, er war ja durchaus ein guter Pokerspieler. Hat vorher auf der großen Omaha-Partien noch bei Full Tilt sicher eine Million Dollar ganz korrekt gewonnen. Immer spendabel und großzügig. Bis er dann zweitweise broke war, große Schulden gemacht hat bei anderen Spielern und dann irgendwann wohl auf die Idee gekommen sein muss mit den Trojanern sein Comeback zu starten“.

G.S: „Die Idee mit dem Trojaner ist ja eine Sache, aber wie kam der dann eigentlich auf deinen Computer.“

Niki Jedlicka: „Nun, das war wirklich kein feiner Zug. Ich hatte Maximilian auf meine Geburtstagsparty eingeladen. Er ist auch noch weiter an meinem Tisch gesessen, hat mit meinen Eltern zusammen gegessen und irgendwann eben den Trojaner montiert.“

G.S: „Hättest du einen Mac gehabt, wäre dir das nicht passiert.“

Niki Jedlicka: „Götz, du irrst dich gewaltig. Die meisten der Geschädigten waren Mac-User. Die hatten überhaupt keine Chance. Bei Windows gab es wenigsten beim ersten Neustart eine sonderbare Fehlermeldung. Die haben halt die meisten Pokerspieler weggeklickt – wie man das halt so tut als Amateur. Bei Mac gab es gar nichts.“

G.S.: „Ich bin schockiert als Mac-Gläubiger.  – Was kannst du mir technisch zum Trojaner erzählen. So halt in simplen Worten, dass ich es auch verstehe.“

Niki Jedlicka: „Techniker bin ich auch keinesfalls. Alles was ich weiß ist, dass das Ding recht schlau konstruiert war. Die codierte Eingangsmeldung der Karten konnte ausgelesen werden und wurde ihm übermittelt. Sonst hat sich der Trojaner mit keinem der gängigen Programme angelegt. Also nicht etwa versucht Skype-Chats zu lesen oder sonstiges. Vielleicht hätten dann die Sicherheitssoftware doch gegriffen. Aber wie erwähnt, es wurden ausschließlich die Hände der Geschädigten gelesen.“

G.S.: „Weiß man denn etwas über die Gesamtschadenssumme und wie viele Opfer es gibt?

Niki Jedlicka: „Das ist nicht ganz so einfach und da gibt es eine Menge zu klären. Es gibt sicher auch Zufallsopfer, die einfach am selben Tisch saßen. Es gibt nachweislich Geschädigte, die keinen persönlichen Kontakt mit Maximilian A. hatten und den trotzdem den Trojaner installiert bekommen haben. Das spricht wieder dafür, dass es doch mehrere Täter gibt. Ich schätze die Schadenssumme wird zwischen einer und zwei Millionen liegen. Aber wer weiß, was da noch kommt?“

G.S.: „Und alles von einem Account kassiert?“

Niki Jedlicka: „Nein, eben nicht und das muss man ihm wirklich zum Vorwurf machen. Ich bin nicht so wütend und empfinde keinen Hass, erstens weil mir Geld nicht soviel bedeutet und weil er mich auch prozentual in meiner Bankroll nicht so großartig beschädigt hat. Andere Spieler hat er regelrecht zertrümmert und dann auch in die Limits nach unten verfolgt.“

G.S.: „Was heißt: In den Limits nach unten verfolgt? Du meinst, wenn sie aus Gründen des Bankroll Managements kleinere Partien gespielt haben, ist er wieder da gesessen? Das muss denen doch aufgefallen sein.“

Niki Jedlicka: „Mit verschiedenen Accounts! Ich weiß von einem Opfer, der hat angefangen bei $2000 Sit and Goes heads-up zu verlieren gegen Maximilian A. und war am Schluss schon so dünn mit dem Geld, dass er nur noch $100 Sit and Goes spielen konnte.“

G.S: „Und da konnte sich der Arme wieder erholen wie ich hoffe?“

Niki Jedlicka: „Leider nicht, weil ohne es zu wissen ist er wieder gegen Maximilian angetreten, der mit einem anderen Account gespielt hat, aber durch den installierten Trojaner immer noch die Hände einsehen konnte.“

G.S. „Pfui Teufel, das ist aber wirklich ekelig und unverzeihlich. Wenn er das mit bösen Jungs gemacht hätte. Will ich mir gar nicht vorstellen.“

Niki Jedlicka: „Fein ist das nicht. Und zusätzlich erschwert wird das Ganze noch dadurch, dass Maximilian den privaten Kontakt mit seinen Opfern auch weiterhin geradezu gesucht hat.“

G.S.. „Der Täter kehrt an den Tatort zurück und der Online-Betrüger will sehen, ob es den Betrogenen auch persönlich wirklich schlecht geht.  – Andere Frage: gibt es denn eigentlich Support und Hilfe von den Online-Rooms?“

Niki Jedlicka: „Pokerstars bemüht sich und scheint mit den Behörden voll zu kooperieren. Prinzipiell muss man ja sagen, dass die Online Pokerrooms ja nicht wirklich was dafür können. Schließlich waren wir Spieler so unvorsichtig jemand an unsere Computer zu lassen. Andererseits was in weiterer Folge passiert ist war sicher auch kein Ruhmesblatt für Support und Security-Abteilung der Online-Pokerrooms.“

G.S: „Wie muss man das verstehen? Was meinst du damit?“

Niki Jedlicka: „Diverse Spieler haben nach kürzester Zeit Bedenken geäußert. Das Spiel von Maximilian A. war zeitweise zu perfekt. Keine Auszahlungen und wirklich kranke Value-Bets am River. Da haben sich einige an die Supports der jeweiligen Seiten gewandt. Als Antwort gab es dann die Standardmails, die wohl alle bekommen, die zweimal nacheinander die Asse verlieren in großen Pots und sich deshalb beschweren.“

G.S.: „Da muss offenbar auch noch aufgerüstet werden in allen Belangen.“

Niki Jedlicka: „Das glaube ich auch.“

Götz Schrage: „Abschließende Frage. Bist du optimistisch dein Geld wieder zurück zu bekommen?“

Niki Jedlicka. „Grundsätzlich ja. Das Geld scheint ja noch da zu sein. Die Behörden ermitteln meines Wissens in Österreich, Deutschland und auch in England wie ich gehört habe. Ich kann auch irgendwie verstehen, dass Maximilian A. versucht sich der Verfolgung zu entziehen. Vielleicht hat er nicht darüber nachgedacht, dass das Gefängnis bedeutet. Oder er hat nicht damit gerechnet aufzufliegen. Jedenfalls in seiner Haut möchte ich nicht stecken.“

Götz Schrage: „Ich glaube das möchte keiner von uns. Im Namen der Hochgepokert.com Leser bedanke ich mich für das Gespräch und ich bedanke mich, dass du dir Zeit genommen hast.“

Niki Jedlicka: „Gerne und bis bald.“


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