Die October Nine – Part 6 – Russell Thomas: der beste Freund des Chipleaders

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Russell Thomas ist unter den vielen Unbekannten des Final Table vielleicht die grauste Maus. Allerdings hat er einen Job, der wie gemacht ist für einen Pokerspieler. Und er ist Teil eines wahren WSOP Main Event Unikums: er und Chipleader Jesse Sylvia sind enge Freunde. Das dürfte in der jüngeren Geschichte des Big One einzigartig sein.

Wenn immer Jesse Sylvia in den Tagen des Main Events zur Dinner-Break aufbrach, erwartete er eine sms, die ihm sagte, wo er seinen engsten Poker-Buddy zum Essen treffen würde. Der Absender dieser täglichen Mitteilung war kein Anderer, als Russel Thomas. „Wir redeten nicht so viel über Poker aber auf jeden Fall immer über den aktuellen Chipcount“, so der jetzige Chipleader. „Irgendwann an Tag 6 ist uns dann klar geworden, dass es zum nahezu undenkbaren Fall kommen könnte, dass wir beide Teil der October Nine sind. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass das nun Wirklichkeit geworden ist.“

Sylvia und Thomas lernten sich vor drei Jahren beim Online-Poker kennen. Irgendwann trafen sie sich auch in der realen Welt und verabredeten 2010 den gemeinsamen Trip nach Las Vegas zur WSOP. „Wir haben in derselben Villa gewohnt und dann ein paar Monate am Stück auf engstem Raum verbracht. Er ist seitdem wirklich mein bester Freund im Pokerzirkus“, erzählt Thomas. „Die Wahrscheinlichkeit, dass bei mehreren tausend Spielern zwei so gute Bekannte, dazu noch eingefleischte Cash Gamer am Final Table landen, ist verschwindend gering.“

Und der 24-Jährige weiß wovon er spricht. Russel Thomas ist Mathematiker, er hat einen Abschluss der Temple University von Connecticut in Finanzkalkulation und er arbeitet als Kalkulationsmathematiker für die Aetna-Versicherung, ein Unternehmen, dass eng mit ObamaCare, Barack Obamas Gesundheitsreform verbunden ist.

Russell Thomas` Weg hätte auch in eine andere Richtung gehen können. Bei der WSOP 2010 erreichte er den Final Table bei einem $1.500 NLHE 6max.-Turnier, wurde Fünfter und räumte bei seinem ersten Live-Cash überhaupt gleich knapp $85.000 ab. Nicht genug für eine Karriere als Poker Pro, entschied Thomas. „Nach dem College hätte ich Poker Profi werden können. Aber ich hatte eben auch exzellente Karriereaussichten. Ich hatte am Ende keine Lust jeden Tag erst Nachmittag wach zu werden. Ich brauche etwas mehr Struktur.“

Ob ihm sein Beruf beim Pokern hilft, wurde der Versicherungsmathematiker in einem Interview gefragt. Russells Antwort: „Wenn du Mathematik und Risikomanagement studierst, musst du durch eine Menge Examen. Eins davon war Wahrscheinlichkeitsberechnung. Das hilft beim Poker natürlich. Aber lange nicht soviel, wie viele denken. Was dir beim Poker hilft, ist vor allem viel Poker spielen.“

Und genau das hat der October Niner in den vergangenen Wochen intensiv getan. Vor allem, um sich als eingefleischter Online-Cash Gamer den Feinschliff in Sachen Live-Turnierpoker zu holen. Mit Erfolg: bei der WPT Parx in Pennsylvania cashte er fünfstellig.

Von seinem Job hat sich Russell Thomas bis zum Oktober beurlauben lassen. Ob er ins normale Berufsleben zurückkehren wird, lässt er allerdings offen: „Wenn ich nur Neunter werde, gehe ich definitiv zurück in meinen Job. 750.000 Dollar sind nicht genug, um alle Sicherheiten aufzugeben. Und natürlich halte ich auch nicht 100 Prozent an meinen Turniergewinnen. Wenn ich allerdings besser als Vierter werde, probiere ich es mit der Karriere als Poker Pro.“

Das Zeug dazu scheint Russell Thomas allemal zu haben. Bei noch verbliebenen 20 Spielern im Main Event war er zwischenzeitlich Chipleader, trat mächtig aufs Gas und war an einer Menge Eliminierungen beteiligt. Allerdings hatte er vorher auch einmal gewaltiges Glück. „Ich war bei den letzten 40 einmal all in. Ich hielt Js8s und traf auf AdKc von Greg Merson. Ich hab die Hand gewonnen, ansonsten wäre ich draußen gewesen.“

Pokertechnisch sollte der Auftritt von Russell Thomas trotzdem hochinteressant werden. Vor allem das Duell mit Freund und Chipleader Jesse Sylvia verspricht einiges. Zum, für Laien sowieso kaum noch nachvollziehbaren Metaspiel dürfte bei den Beiden, die sich so gut kennen noch einiges an spieltechnischer Rafinesse hinzukommen.

RUSSELL THOMAS (USA)

Alter: 24

Heimatstadt: Hartfort (Connecticut)

Online Nick: @RTD1988

Beruf: Versicherungsmathematiker

Stand vor dem Final Table: 4. Platz, 24.800.000 Chips

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