Schweizer Spielbanken in der Krise

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Spielbank-in-BadenSo mancher sucht – und bisweilen findet – sein Glück beim Spielen von Roulette, Baccarat, Blackjack oder Slot-Automaten in einem landbasierten Casino. Auch in der Schweiz existieren seit der Legalisierung inzwischen 21 Spielbanken vom Schaffhausen am Rhein bis zum Genfer See.

Allerdings scheint die Glücksfee den eidgenössischen Spieltempeln selber nicht allzu hold gesinnt; zumindest in letzter Zeit. Der Schweizer Casinoverband berichtete bereits im vergangenen Jahr über fortschreitende Umsatzeinbußen und schwindende Besucherzahlen.

Und all das nach anfänglich phänomenalen Ergebnissen. Nach der durch Volksentscheid beschlossenen Legalisierung zogen die neu eingerichteten Casinos schon bald wahre Heerscharen an einheimischen Glücksrittern an.

Auch aus dem grenznahen Ausland anreisende Besucher stellten einen erklecklichen Anteil des Publikums, wobei ignoriert werden soll, dass manche Zyniker behaupten, so ziemlich jeder Ort in der Schweiz wäre „grenznah“.

Im Jahr 2007 erreichte die Euphorie ihren Höhepunkt. Mehr als 1 Milliarde harter Schweizer Franken erwirtschafteten die Casinos in jenem Jahr. Am nun stattfindenden Niedergang der Casinos kann deshalb auch die öffentliche Hand keine Freude haben.

Immerhin führen die Casinos die Hälfte ihrer Einnahmen an die Kantonsregierungen und die vom Bund getragene AHV (Alters- und Hinterbliebenenversicherung) ab. Diese Abgaben summierten sich im Jahr 2015 zu nicht gerade schäbigen 47 Millionen Franken für die jeweiligen Kantone sowie 273 Millionen Franken für die AHV.

Seit 2007 ging es für die Schweizer Spielbanken jedoch stetig bergab. Für diese Entwicklung werden mehrere Faktoren verantwortlich gemacht. Zunächst erfolgte ein Publikumseinbruch aufgrund des plötzlich in allen Casinos durchgesetzten Rauchverbots. Dem konnten auch die in einigen der Spielbanken hastig eingerichteten Raucherräume insgesamt gesehen nicht entgegen wirken.

Der erhebliche Kursanstieg des Schweizer Franken im Vergleich zum Euro und anderen Währungen lieferte den nächsten Nagel im sprichwörtlichen Sargdeckel. Die aus den umliegenden Ländern anreisende Besucherschaft schrumpfte unaufhörlich. Es war vielen einfach zu teuer geworden, in der Schweiz zu spielen, nachdem auch die Konjunktur in Heimatland nicht unbedingt zum Besten stand.

Das gesunde Fränkli wiederum sorgte nun dafür, dass einheimische Glücksspielfreunde anstatt zuhause zu bleiben ihre Eulen zwar nicht nach Athen, dafür aber in die Casinos und Spielhallen der Nachbarländer zu tragen begannen. Der grenzüberschreitende Zockerstrom hatte sich umgekehrt.

Doch der allerwichtigste Faktor, jener, der so ziemlich alle anderen überschattete, war der scheinbar unaufhörliche, weltweite Siegeszug von internetbasierten Casinos. Bequem vom heimischen Computer und sogar vom Smartphone aus zugänglich, weisen sie einen erheblichen Vorteil gegenüber den traditionellen Spielbanken auf: Man braucht sich keine lange und umständliche Anreise aufbürden.

„Wir verlieren jährlich Hunderte von Millionen Franken an ausländische Internet-Casinos, an illegale Spielclubs in der Schweiz sowie an neue Spielhallen im grenznahen Ausland“, gab Marc Friedrich, der Geschäftsführer des Schweizer Casinoverbandes, in einem kürzlichen Interview zu.

Eigentlich ist das Online Spielen in der Eidgenossenschaft zwar verboten, aber das hält niemanden, der es wirklich ernst meint, vom Zocken ab. Die Webseiten der im ganzen Ausland verstreuten Online Casinos sind frei zugänglich, da die Eidgenossenschaft bislang keine Internet-Zensur betreibt.

Laut einer im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Justiz von der Universität Bern ausgearbeiteten Studie, sollen die Eidgenossen inzwischen alljährlich rund 275 Millionen Franken in ausländischen Online Casinos ausgeben. Die Tendenz ist ansteigend bei einem Zuwachs von jährlich etwa 16 Prozent.

Solche Zahlen beunruhigen nicht nur die Verwalter der öffentlichen Kassen, sondern verständlicherweise auch den Casinoverband, der seine Felle zusehends davonschwimmen sieht. Nun soll ein protektionistisches Gesetz, über das gerade im Schweizer Nationalrat beraten wird, dabei helfen, eine potentielle Wende herbeizuführen.

Diese Gesetzesvorlage sieht vor, dass auf der einen Seite ausländische Online Casinos fortan blockiert werden und dass es auf der anderen Seite den einheimischen Spielbanken erlaubt werden soll, ihre eigenen Online Casinos einzurichten und zu betreiben.

Falls das Gesetz verabschiedet und in Kraft gesetzt wird, ist jedoch noch nicht aller Tage Abend. Gegner des Antrages haben bereits in den Raum gestellt, dass eine Blockierung ausländischer Online Casinos vom Einzelnen durch Nutzung eines sogenannten „Virtuellen Privaten Netzwerkes“ (VPN) spielend einfach umgangen werden könne.

Bei Betrieb eines VPN, eines Programms, das jedermann aus dem Internet herunterladen und auf seinem Computer installieren kann, wird die Internetanfrage nach einer blockierten Webseite verschlüsselt über einen im Ausland stehenden Server geleitet. Dadurch kann auch eine blockierte Seite eingesehen werden – und zwar ohne dass die Behörden den Datenfluss zum eigentlichen Internetbenutzer in der Schweiz zurückverfolgen könnten.

Andere Kritikpunkte der Antragsgegner sind, das Gesetz stelle eine Verletzung der Grundrechte dar, käme staatlicher Bevormundung gleich und würde zudem auch noch eine Marktabschottung kreieren, welche gegen die Grundsätze einer freien Marktwirtschaft verstoße.

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