Meinungsumfragen, Klientelpolitik und das Glücksspielmonopol

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Seit einigen Tagen schon geistert eine Meinungsumfrage des renommierten Forsa Instituts zum Thema Glücksspielstaatsvertrag durch die Poker- und Gamblingwelt. In dieser Umfrage sprechen sich beachtliche 77 Prozent der Befragten für ein staatliches Glücksspielmonopol aus. Ein eindeutiges Zeichen zugunsten des Monopols. Oder?

Nun, mit der Meinungsforschung ist das ja so eine Sache. Kommt sie auf den ersten Blick auf Grund ihrer mathematischen und statistischen Natur ausgesprochen objektiv daher, weiß man in Wirklichkeit nie ganz so genau, wie allgemeingültig die dargestellten Fakten wirklich sind.

So sprechen sich zum Beispiel in den von der Atomwirtschaft in Auftrag gegebenen Studien überraschend viele Bürger gegen einen Atomausstieg aus. Wenn die Tabakindustrie danach fragt, ob denn Rauchen in Lokalen verboten werden soll, sind plötzlich viel mehr Menschen dagegen, als wenn das Gesundheitsministerium die selbe Umfrage in Auftrag gibt. Doch nicht nur wer für wen fragt ist wichtig. Viel hängt auch vor allem davon ab, wie die jeweilige Frage formuliert ist. Ein sehr schönes Beispiel hierfür stammt aus den 1990iger Jahren. Damals bewarb sich Berlin um die Olympischen Spiele und bat dazu das Volk um seine Meinung. Man tat dies mit folgender Frage:

„Die Olympischen Spiele in Los Angeles, Seoul und Barcelona waren finanziell erfolgreich und haben zu wichtigen Neubauten geführt. Was ist Ihre Meinung zu Olympia 2000 in Berlin? Sind Sie für die Olympischen Spiele in Berlin oder gegen die Olympischen Spiele in Berlin?“

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Wenig überraschend sprach sich in dieser Umfrage der Großteil der Berliner für eine Bewerbung aus. Nun wollen wir natürlich dem Forsa Institut nicht solche Holzhammermethoden unterstellen. Wie die genaue Fragestellung bei der Glücksspielumfrage formuliert war, konnte oder wollte man uns aber nicht verraten. Was man dafür sehr leicht in Erfahrung bringen kann ist, wer diese Studie in Auftrag gegeben hat. Es handelt sich hierbei um den Deutschen Lotto- und Totoblock. Bei einer vom Monopolisten beauftragten Umfrage kommt also heraus, dass die Bürger das Monopol befürworten. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

Nun wollen wir jedoch auch nicht paranoid werden. Googeln wir doch lieber ein wenig zu dieser Studie. Was wir dabei finden, ist diese Seite. Dort sehen wir so ziemlich genau die gleiche Studie, die Zahlen weichen zwar ein wenig ab, liegen aber innerhalb der Schwankungsbreite von +/- 5%. Eigentlich nichts besonderes, schließlich handelt es sich bei der Website ja um eine Seite der Lotterien. Doch betrachtet man das Datum des Artikels, wundert man sich dann doch ein wenig. Schließlich stammt er aus dem Jahr 2007. Eine drei Jahre alte Umfrage vom selben Auftraggeber, die noch dazu vom selben Institut durchgeführt wurde, die auf die nahezu gleichen Zahlen kommt. Welch ein Zufall …

Wir sind jedenfalls gespannt, ob und wann der erste private Anbieter mit einer Umfrage kontert, in der sich 77 Prozent aller Deutschen gegen ein staatliches Glücksspielmonopol ausspricht. Kann ja nicht so schwer sein…

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