Wieviel Pech kann man bei Weltmeisterschaften haben? Daniil Dubov: „Ja!“

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Wie hochgepokert jüngst berichtete, schnappte sich in einem von Kontroversen geprägten Schnell- und Blitz-Schach Weltmeisterschaftsturnier an der New Yorker Wall Street Rekordweltmeister Magnus Carlsen seinen 18. WM-Titel. Bereits in der 2023er Ausgabe (hochgepokert berichtete) hatte die Kleidung der Spieler*innen Anlass zu Streitigkeiten gegeben. Neben den Parallelen zum (geteilten) Blitz-Titel für Magnus Carlsen und dem Jeans-Gate Kleidungsskandal – sollte es eine weitere Kuriosität geben, die sich aus dem Vorjahr wiederholte. Dort war der Russe Daniil Dubov zur tragischen Figur geworden, da ihm ein abgesprochenes (und denkbar schlecht umgesetztes) Remis eine Disqualifikation einbrachte, die ihm in der Endabrechnung 0,5 Punkte kostete – und Magnus Carlsen wurde mit nur 0,5 Punkten Vorsprung vor Dubov Weltmeister. In der aktuellen WM-Titelentscheidung sollte es noch knapper zugehen, und wieder war es Dubovs Eigenverschuldung, die in kurz vor Ende aus dem Titelrennen warf.

Daniil Dubov

Der 28-jährige Russe wurde bereits als 14-Jähriger Schachgroßmeister. Seit Jahren gehört er zur Weltspitze und liegt derzeit mit einem FIDE Rating von 2.701 unter den Top-30 der Welt. Sein bestes Rating hältt er mit 2.795 derzeit im Blitzschach, in dem er 2016 WM-Dritter und in der vorletzten Ausgabe WM-Zweiter hinter Magnus Carlsen wurde-

Der Bundesliga-Spieler des SV Werder Bremen war 2018 als Sekundant im WM-Team von Magnus Carlsen, als der Norweger gegen Dubovs Landsmann Ian Nepomniachtchi antrat, was international als völlig vertretbar angesehen wurde, ihm in der russischen Schachlandschaft allerdings einiges an Kritik einbrachte.

Der in Moskau geborene Dubov gilt als einer der russischen Spieler, die offen ihre politische Meinung zur Politik Putins kundtun. So protestierte er zusammen mit GM Alexander Grischtschuk 2021 gegen die Verhaftung von Alexei Nawalny und war 2022 einer von 43 russischen Schachspielern, die den offenen Brief an Wladimir Putin gegen den Überfall auf die Ukraine und für einen sofortigen Waffenstillstand unterzeichneten. 

Das Match gegen Niemann, das keins war

In seiner Paradedisziplin Blitz-Schach lag Dubov auch bei der aktuellen Weltmeisterschaft bis zum Schluss gut im Rennen, doch als er gegen Hans Niemann spielen sollte, blieb sein Platz bis zum Ablauf der Spielzeit leer. Offiziell gab Dubov an, verschlafen zu haben, doch das nahm ihm in der Schachwelt niemand ab. Hans Niemann war in den vergangenen Jahren immer wieder des Betrugs beschuldigt worden, und auch Magnus Carlsen hatte es bis vor kurzem vorgezogen, nicht gegen Niemann anzutreten oder nach einem Zug aufzugeben. Das trug deutlich zu der Cheater-Reputation bei, die Hans Niemann mit sich herumträgt. Somit glaubte niemand an einen Zufall, dass Dubov gerade in diesem Matchup nicht antrat.

Auch wenn der offizielle Grund „Verschlafen“ war, wurde spätestens im Austausch auf Social Media zwischen Niemann und Dubov deutlich, dass nicht ein überhörter Wecker, sondern ganz andere Dinge für die Aufgabe, das „Forfeit“, von Dubov verantwortlich waren.

Von daher kann man hier nicht von einer Dummheit Dubovs sprechen, sondern von einer gezielten Aktion. Die Konsequenzen daraus sollte er allerdings im weiteren Verlauf um die Titelentscheidung tragen müssen. – Eine schnelle Aufgabe am Brett gegen Niemann hätte Dubov letztendlich ein anderes WM-Ergebnis beschert.

Gedanken an die Disqualifikation im Vorjahr werden wach

Bereits im Jahr zuvor hatte ihn die Disqualifikation bei einer Blitz-Schach-Partie bei der WM ein besseres Resultat gekostet, was ihn in ein Stechen um den WM-Titel gebracht hätte. Damals hatte mit Landsmann Ian Nepomniachtchi einen Witz aus ihrer WM-Partie gemacht, indem sie lediglicher mit dem Springer spielten, alle Züge des andern spiegelten und nach der Mindestanzahl an Zügen wieder auf der Startposition landeten.

Machte dieser Blitz-Witz Magnus Carlsen zum Weltmeister?

Der Tiebreaker kostet Dubov, die Playoff-Teilnahme

Bei der aktuellen Ausgabe der Blitzschach WM in New York fehlte Daniil Dubov diesmal kein halber Punkt, um in die WM-Entscheidung einzugreifen … diesmal war es noch knapper! Die Top-8 der 188 WM-Teilnehmer sollten sich nach 13 Partien für die KO-Runde qualifizieren, an deren Ende (eigentlich nur ein) Weltmeistertitel an Magnus Carlsen und Ian Nepomniachtchi vergeben wurden.

Allerdings waren die Plätze 1 bis 10 mit 9,5 Punkten aus den 13 Partien alle gleichauf. Da das bei Schachtwettkämpfen keine Seltenheit ist, gibt es umfangreiche Regelungen, was als Feinwertung bei Punktgleichstand eingesetzt wird (bzw. welche Tiebreaker in welcher Reihenfolge). Auch Dubov befand sich unter den 10 Spielern, die sich punktgleich um die 8 Playoff-Plätze bewarben. Im ersten der 3 Tiebreaker war die Stärke der Gegner abgebildet, gegen die man in der Gruppenphase im Schweizer System gespielt hatte. Da Dubov gegen Niemann jedoch laut Regelwerk nicht regulär verloren hatte, sondern gar nicht angetreten war, wurden ihm nicht nur keine Punkte, sondern auch keine Punkte für den Tiebreaker berechnet, die er ihm Falle einer Niederlage am Brett erhalten hätte.

So landete Dubov statt im sicher Playoff auf Rang 10 der Gruppenphase und konnte nicht in den Viertelfinals und der Titelentscheidung mit von der Partie sein. Daniil Dubov wurde somit in gewisser Weise zwei Jahre hintereinander zur tragischen Figur, da ihn nicht die Gegner am Gewinn seines ertsen WM-Titels hinderten, sondern er sich wiederholt selber um den Erfolg brachte.

Wir drücken fest die Daumen für eine erfolgreiche kommende Blitz-Weltmeisterschaft und unglückliche Aktionen!

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